Tomaten aus dem Plasikmeer in Almería, Spanien
Jeder Deutsche isst pro Jahr durchschnittlich 22kg Tomaten. Der Anbau in Deutschland kann aber nur 6% dieses Bedarfs abdecken, weshalb Tomaten hauptsächlich importiert werden. Viele kommen aus der Provinz Almería im Süden von Spanien. Dort erstrecken sich über 350 Quadratkilometer Gewächshäuser und Plastikfolien, unter denen neben Tomaten auch Paprika, Melonen und Erdbeeren wachsen. Von den Einheimischen wird es „mar del plástico“ genannt, „Plastikmeer“. Von dort kommen jährlich 450000 Tonnen Gemüse nach Deutschland, das in 18000 LKW ungefähr 3000 km für eine Strecke zurücklegt. Das geht natürlich nicht ohne negative Auswirkungen auf Menschen und Umwelt vonstatten.
Der Anbau von Tomaten braucht viel Wasser, aber Almería ist eine der trockensten Gegenden Europas. Das Grundwasser geht stark zurück und ist versalzen. Um trotzdem an Wasser zu kommen, werden Fossile Wasservorräte aus 100 Meter Tiefe hochgepumpt, Flüsse werden umgeleitet und es sollen sogar Pipelines aus dem Norden Spaniens angezapft werden. Durch den einseitigen Anbau von Monokulturen wird der Boden immer unfruchtbarer. Außerdem werden Berge abtragen, um neue Anbaufläche zu gewinnen. Trotzdem kommt es zu einer Überproduktion, wobei nicht Standards entsprechendes Gemüse vor Ort verkauft wird oder am Straßenrand verrottet, genauso wie 40000 Tonnen ausgetauschte Plastikplanen jährlich. Weil bis zu fünfmal im Jahr geerntet wird, müssen die Pflanzen extrem gedüngt und Schädlinge bekämpft werden. Die Rückstände der Pestizide auf dem Gemüse überschreiten immer wieder die die Höchstgrenzen der EU. Die Pestizidabfälle werden illegal entsorgt, Sondermüll wird in Seen gekippt. Dadurch werden die Tiere der Gegend krank und das Trinkwasser wird kontaminiert. Doch gegen die Schädlinge hilft es nicht viel, die werden mit der Zeit resistent. Nur wenige Bauern greifen zu biologischen Schädlingsbekämpfungen, z.B. mit Raubmilben. Die Arbeiter*innen müssen ohne Schutzkleidung bei Temperaturen bis zu 60°C bis 16 Stunden am Tag arbeiten. Viele von ihnen sind illegale Immigrant*innen ohne Krankenversicherung. Jährlich kommt es zu ungefähr 100 Vergiftungsfällen. Der Lohn liegt oft unter dem gesetzlich festgelegten Mindestlohn von 40€ am Tag und wird auch nicht rechtzeitig gezahlt. Er reicht nicht für eine Wohnung, die aber für eine Aufenthaltsgenehmigung gefordert wird. Die Arbeiter*innen kennen oft ihre Rechte nicht, weshalb sie ausgenutzt und erpresst werden können. Bei Protest drohen Arbeitsverbot oder Abschiebung. Durch die Wirtschaftskriese haben sich diese Bedingungen nur noch verschlimmert.
Wenn Gewächshäuser und Felder nicht mehr nutzbar sind, werden sie verlassen, ohne auf die Umwelt zu achten. Almería wird langsam zu einer kontaminierten Plastikwüste. Aber wer ist schuld? Die Arbeiter? Die Bauern? Die Unternehmer? Die Supermärkte, die das Gemüse bestellen? Oder die Konsumenten, die die stetige Nachfrage nach gut aussehendem, umweltzerstörendem Gemüse aus Almería garantieren…
Location
Spain, Almería, El Ejido (https://www.google.de/maps/@36.7559962,-2.7259359,16619m/data=!3m1!1e3)
Environmental impact
- Water pollution
- Land degradation (e.g. drought, soil contamination, erosion and desertification)
- Biodiversity loss – Ecosystem destruction
- Waste, waste disposal, and toxicants
- Alteration of landscape aesthetics and built heritage
Ethical/ legal issues
- Health and well-being
- A clean and prosperous environment and a safe and pleasant habitat
- Access to public goods/ resources and products
Information sources & materials
Scientific/ academic journal papers
KONKRET, Ausgabe 3/12, Artikel “Thank you for travelling” von Annika Müller
Legal & public policy reports and documents
http://www.greenpeace.de/themen/landwirtschaft/pestizide/greenpeace-erfolg-im-gemusegarten-europas
http://www.stiftung-naturschutz.de/veroeffentlichungen/kolumne/2005-kolumne-archiv/?no_cache=1&sword_list[0]=marianne&sword_list[1]=weno&sword_list[2]=2005
http://www.dw.com/de/im-folienland/a-2440392
Links to images, online videos, documentary movies, etc
Fotoreportage von Shelina Islam und Bodo Marks, 2007
Contributor(s)
Luise Sasse, bildung-bbg@arche-nova.org, student, Germany
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