Der Beginn des Exodus, Marshall Inseln
In einem Land aus hunderten Inseln, die über 29 Korallen Atollen im Südpazifik verteilt und kaum 2 Meter über dem Meeresspiegel liegen, ist es kaum zu übersehen, dass der Klimawandel schon lange nicht mehr auf sich warten lässt. [3]
So verschlang das Meer bereits Stück für Stück der Marshallinseln, als 2015 beim Klimagipfel in Paris noch 196 Länder darüber verhandelten, wie viel Klimawandel die Erde aushält.
Seit Jahrzehnten steigt der Meeresspiegel Zentimeter für Zentimeter. Und er steigt immer schneller. Wie schnell, das kann kein Forscher mit Sicherheit sagen. Aber selbst die optimistischen Prognosen räumen den Marshallinseln keine Chancen ein: Der Ozean wird ein Atoll nach dem anderen verschlingen. Ein ganzes Volk wird ihr Land verlieren. Die Bevölkerung reiht sich damit in eine Masse von 150 Millionen Menschen ein, die in küstennahen Regionen leben und durch den Klimawandel in ihrer Existenz bedroht sind. [1]
In Deutschland würde man sie und all die anderen „Wirtschaftsflüchtlinge“ nennen. Denn das Wort „Klimaflüchtling“ ist bis heute kein völkerrechtlich anerkannter Begriff. Die Genfer Flüchtlingskonvention besagt: Flüchtling ist nur, wer wegen seiner „Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen (seiner) politischen Überzeugung“ in seinem Heimatland nicht mehr sicher ist und deshalb nicht mehr zurückkehren kann. Ob Menschen, die auf Grund von Bedrohungen in ihrer Umwelt fliehen, wie zum Beispiel dem Austrocknen ihrer Felder, jemals rechtlich anerkannt werden, ist ungewiss. [1]
Von dieser Seite aus betrachtet könnte man es nun also fast schon Glück nennen, dass die Marshaller*innen wenigstens noch ein Land haben, in das sie sich retten können: die USA. Ein Abkommen garantiert den Einwohner*innen des Inselstaates eine visafreie Einreise sowie eine Arbeitserlaubnis. Seit das Abkommen 1986 geschlossen wurde, haben die Marshallinseln fast ein Drittel ihrer Einwohner*innen verloren. So gut wie jede*r, der die Inseln verlässt, geht nach Amerika. Auf Werbetafeln versprechen amerikanische Unternehmen Arbeitsplätze und eine Zukunft. [1]
Doch die besseren Zukunftsaussichten und Chancen auf eine gute Ausbildung werden nicht mehr lang die primäre Absicht der Auswanderer*innen sein. Bedrängt durch den steigenden Meeresspiegel wird ihnen bald keine Wahl mehr bleiben – sie werden ihre Heimat verlassen müssen. Ein Drittel ihrer 60.000 Einwohner*innen leben bereits in den USA und die Regierung äußert sich besorgt über die massive Abwanderung der Bevölkerung. Allein zwischen 1999 und 2011 hat ein Fünftel der Bevölkerung das Land verlassen. [2]
Doch zu welchem Preis besteht diese Möglichkeit zur Flucht? Die Option der Marshaller*innen nach Amerika auswandern zu dürfen, ist ein bloßer Akt der „Wiedergutmachung“. Wiedergutmachung für ein Leben unter der US Administration zu Zeiten des kalten Krieg. Die Marshallinseln dienten zwischen 1946 und 1958 als Testregion für nukleare Waffen. Insgesamt 67 Atombomben detonierten auf den Atollen Eniwetok und Bikini. Ihre kombinierte Sprengkraft war so groß, als hätte man in diesen zwölf Jahren jeden Tag 1,6 Hiroshima-Bomben gezündet. [1]. Die größte unter ihnen, bekannt als Bravo Geschoss, war um ein tausendfaches kraftvoller als die Hiroshima Bombe und hat drei kleine Inseln einfach vaporisiert sowie tausende Menschen stark vergiftet. Die Nachwirkungen und Erkrankungen sind bis heute präsent im Leben der Marshaller*innen. [2] Für den Westen waren die Marshallinseln dabei bloß ein kleiner Preis im Wettrüsten des Kalten Krieges.
Jetzt, Jahrzehnte später ist das Land erneut in seiner Existenz bedroht. Nicht durch Krieg, aber durch den Klimawandel. Doch schon in kurzer Zeit, im Jahr 2023, verliert das Abkommen zur visafreien Einreise, welches den Marshaller*innen bis jetzt eine Möglichkeit zur Flucht in die USA bot, seine Gültigkeit. Eine Aussicht auf Verlängerung ist nicht garantiert.
Die die bereits ausgewandert sind, denen wird es erlaubt sein zu bleiben, aber falls das Abkommen nicht verlängert wird, werden die, die immer noch auf den Marshallinseln leben, wie jede*r andere Migrant*in eines jeden anderen Landes behandelt werden. [2]
Location
Marshall Islands (https://www.google.de/maps/place/Marshallinseln/@9.5605652,161.725821,6z/data=!3m1!4b1!4m5!3m4!1s0x650119b22129ca2b:0x8b3e03e8aa09b776!8m2!3d7.131474!4d171.184478?hl=de)
Environmental impact
- Hazards related to extreme weather events – natural disaster
Ethical/ legal issues
- Life and personal security
- Health and well-being
- A clean and prosperous environment and a safe and pleasant habitat
Information sources & materials
Online books and newspaper, magazine, encyclopedia, or blog articles
[1] Hinzel, Jan Hendrik, Jose, Coleen & Wall, Kim (2015). Kapitel 1 Wo die Welt gerade untergeht. Available URL: http://gfx.sueddeutsche.de/wissen/2015-11-27_Marshallinseln/chapter01.html, [16-08-2017].
[2] Milman, Oliver & Ryan, Mae (2016). Lives in the balance: climate change and the Marshall Islands. Available URL: https://www.theguardian.com/environment/2016/sep/15/marshall-islands-climate-change-springdale-arkansas, [17-08-2017].
[3] Davenport, Coral (). The Marshall Islands Are Disappearing. Available URL: https://www.nytimes.com/interactive/2015/12/02/world/The-Marshall-Islands-Are-Disappearing.html?mcubz=1, [17-08-2017].
Contributor(s)
Rita Trautmann, rita.trautmann@arche-nova.org, arche noVa e.V., Germany
Miriam Milzner, miriam.milzner@gmail.com, Intern at arche noVa e.V., Germany
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