Morde für Wasserkraft: Der Fall Agua Zarca, Honduras
Als Berta Cáceres 2015 den Goldman Preis für ihr Leben als Umweltaktivistin und ihren Kampf gegen den Staudamm Agua Zarca in Honduras erhielt, beschrieb sie auch die Sorgen die damit einhergingen. [5] Ihre Gegner*innen verfolgten sie und drohten ihr und ihrer Familie, sie zu entführen und zu töten. Sie wusste um ihr Schicksal. [4]
Knapp ein Jahr später, am 03. März 2016 fand man Berta Cáceres tot auf, ermordet in ihrer Wohnung in La Esperanza.[1]
Doch Berta Cáceres ist nicht die Einzige. Mindestens 124 Aktivist*innen gegen Minen, Dämme, Abholzung und Tourismusresorts sind seit 2010 ermordet worden. [2] Davon allein 12 Umweltaktivist*innen im Jahr 2014. All diese Fälle bleiben, wie auch die Ermordung Berta Cáceres, meist ungeklärt. Dies macht Honduras laut Global Witness zu dem gefährlichsten und tödlichsten Land für Umwelt- und Landaktivist*innen. [4]
Berta Cáceres war für ihren Aktivismus für soziale und Umweltgerechtigkeit über die Grenzen hinweg bekannt. Schon als junge Frau kämpfte sie für die Frente Farabundo Martí (FMLN) und gegen die Militärdiktatur in El Salvador. Nach dem Bürgerkrieg begann sie sich in Honduras für die Rechte der indigenen Minderheit einzusetzen. Ihre dafür gegründete Organisation COPINH fokussierte sich vor allem auf die Rechte der Lenca, zu der Berta selbst gehörte. Kapitalismus war ihr großer Gegner. Sie wollte, dass die Honduraner*innen selbst ihr Leben bestimmen und die Natur nach ihren Vorstellungen schützen können. So kein Wunder, dass das Wasserkraftwerk Agua Zarca nach der Genehmigung 2010 in den Fokus der Proteste rückte. Es sollte am Rio Gualcarque erbaut werden. Ein Fluss mit großem spirituellem Wert für die Lenca. [1]
Fremde Investor*innen und Unternehmen aus der Hauptstadt wollten den Gualcarque umleiten, planten, ihn durch Kanäle zu schicken und sein Wasser über Turbinen stürzen zu lassen, bevor er in sein ursprüngliches, spirituelles Bett zurückkehrt. Das Ziel sei es Strom zu erzeugen und Entwicklung zu bringen, sagen seine Verfechter. Denn Honduras ist arm. Zwei Drittel der Bevölkerung leben in Armut, die meisten auf dem Land. Nirgendwo in Lateinamerika ist die Ungleichheit so groß, besagen Daten der Weltbank. Wenige wohlhabende Familien beherrschen das Land. Sie stellen die Politiker*innen, die Unternehmer*innen, die Bankiers. Die Regierung unter Präsident Juan Orlando Hernández will das Land durch Privatisierungen entwickeln – das verschafft der Oligarchie neue Geschäftsmöglichkeiten und macht sie noch reicher. Die Armen haben letztendlich nichts davon, die einzigen die davon profitieren sind die Unternehmen selbst. [1]
Die Projekte werden daher von prominenten honduranischen Politiker*innen, Geschäftsmenschen und Militäroffizieren unterstützt und von internationalen Gebern Geldmittel bereitgestellt. [2]
Auch das Projekt um Agua Zarca wurde von einem Unternehmen (Desarrollos Energéticos SA – DESA), geleitet, welche extensive Verbindungen ins Militär und die Regierung pflegte. Der Präsident des Unternehmens, Roberto David Castillo Mejía ist ein ehemaliger Nachrichtenoffizier des Militärs. Sein Sekretär, Roberto Pacheco Reyes ist ein ehemaliger Justizminister. DESA hat zudem zwischen 2013 und 2015 Leutnant Bustillo als Sicherheitschef eingestellt. [3] Finanziert wurde DESA aus Mitteln der holländischen Entwicklungsbank FMO und der finnischen Bank FinnFund. Deutsche Turbinen der Siemenstochter Voith Hydro sollten an DESA geliefert werden.
Laut internationaler Norm stehen Unternehmen bei großen Infrastrukturvorhaben in der Pflicht die Anwohner*innen vorab zu konsultieren. „Free, prior and informed consent“ so das Prinzip in der ILO-Konvention 169. In den anliegenden Gemeinden um Agua Zarca gab es keine angemessenen Konsultationen. Agua Zarca war nur eines von hunderten umweltzerstörenden Projekten, die nach dem zivilen Militärputsch ohne die rechtlich benötigte Konsultation der Gemeinschaft genehmigt wurde.
Berta Cáceres und ihre Organisation Copinh klagten, dass Stimmen gekauft und Unterschriften gefälscht worden seien. Der Streit um Recht und Unrecht eskalierte, nachdem die Aktivist*innen wochenlang die Baustelle von Agua Zarca blockierten. Der Staat hatte Soldaten geschickt, um die Proteste zu stoppen und die Baustelle zu bewachen. Doch die Gegner*innen knickten nicht ein. Menschen starben.
Alle Investor*innen wurden seit Jahren auf die Menschenrechtsverletzungen um den Bau des Kraftwerkes aufmerksam gemacht. Doch erst der Mord an Berta Cáceres und die darauffolgenden Proteste führten dazu, dass sich die Geldgeber, Voith Hydro und schließlich auch die Betreiberfirma zurückzogen. [1]
Location
Honduras, Rio Gualcarque (https://www.google.de/maps/place/Rio+Gualcarque/@14.6402665,-88.3520898,11z/data=!3m1!4b1!4m5!3m4!1s0x8f644a7c9bd50f59:0xc2f309d10f45a5bb!8m2!3d14.6403084!4d-88.2119987?hl=de)
Environmental impact
- Depletion of natural resources (fossil and mineral, forest, water, etc)
Ethical/ legal issues
- Liberty
- Equality before the law and protection by the law (including marginalized and discriminated groups because of colour, race, gender, disability, descent, economic status, age, etc.)
- Democratic participation to decision-making on community and national affairs
Information sources & materials
Online books and newspaper, magazine, encyclopedia, or blog articles
[1] Endres, Alexandra (2016). Wer ließ die Umweltschützerin Berta Cáceres töten?. Zeit Online. Available URL: http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-11/honduras-berta-caceres-mord-voith-hydro-siemens-menschenrechte-verantwortung/seite-5, [15-08-17].
[2] Lakhani, Nina (2017). Backers of Honduran dam opposed by murdered activist withdraw funding. Available URL: https://www.theguardian.com/world/2017/jun/04/honduras-dam-activist-berta-caceres, [15-08-17].
[3] Lakhani, Nina (2017). Berta Cáceres court papers show murder suspects’ links to US-trained elite troops. Available URL: https://www.theguardian.com/world/2017/feb/28/berta-caceres-honduras-military-intelligence-us-trained-special-forces, [15-08-2017].
[4] Malkin, Elisabeth & Arce, Alberto (2016). Berta Cáceres, Indigenous Activist, Is Killed in Honduras. Available URL: https://www.nytimes.com/2016/03/04/world/americas/berta-caceres-indigenous-activist-is-killed-in-honduras.html, [15-08-2017].
[5] The Goldman Environmental Prize (2015). Berta Cáceres: 2015 Goldman Prize recipient South and Central America. Available URL: http://www.goldmanprize.org/recipient/berta-caceres, [07-09-2017].
Contributor(s)
Rita Trautmann, rita.trautmann@arche-nova.org, arche noVa e.V., Germany
Miriam Milzner, miriam.milzner@gmail.com, Intern at arche noVa e.V., Germany
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